Sägemehlsplitter Hergiswil 2017

Also eigentlich gibt es viele Themen, worüber ich jetzt etwas schreiben könnte:

·         Überwindungsstrategien zum Kaltduschen: das ist ein Dauerbrenner, aber einige scheinen gefühlt zu haben, dass ein neuer Kälterekord erreicht wurde (und das in Zeiten globaler Erwärmung)

·         Essen und Getränke: wovon wieviel und für wen (es hatte noch Hunde vor Ort und solche, die am Abend für die gedachten Getränke scheinbar noch nicht alt genug waren); wann (es gab viele interessante Paarungen zu sehen, weshalb das Zeitfenster, um ruhig essen zu können, relativ schmal war – folglich war ein Sherpa fast am Verhungern); was (Bananen und Fleisch wurden oft erwähnt; interessant wurde es bei den Getränken, vor allem, wenn etwas bestellt wurde, was man selber nicht kannte)

·         Kleidung: vor, während und nach dem Schwingfest; z.B. neue Vereinsbekleidung, gewisse „It“-Marken, rosa Edelweisshemden (wieso sind die plötzlich überall?), Oberteile im Gabentempel (und die Unterwäsche beim Stand daneben), Sinn und Unsinn von Reizwäsche

·         Sherpas: also nicht wirkliche Sherpas, eher so solche, die von ihrer „Regierung“ dazu genötigt wurden, als Kleider-, Taschen- und Bidonständer herzuhalten. Teilweise wurden sie mit Sonnenbrillen ausgestattet oder kamen mit Sonnenbrillen mit, die ihnen danach genommen wurden

·         Körperbehaarung und Tattoos: für Frauen auf dem Kopf und bei Männern im Gesicht wohl etwas vom identitätsstiftendsten, was es gibt, daher unglaublich wertvoll. Deshalb muss eine unserer Schwingerinnen den anderen immer die Frisur machen und die anderen denken dann, es sei besser, den Sonnenhut nicht zu tragen, weil die Frisur ja noch schön ist. Am Abend hat sich das Thema Frisur für die Kranzgewinnerinnen sowieso erledigt und bei den anderen reicht eine schöne Frisur nicht aus, um das eher mittelmässige Abschneiden im Wettkampf schönzureden. Später hätten wir aber noch für ein Gratis-Tattoo hinhalten können, sofern man ein bestimmtes Sujet hätte tätowieren lassen. Allerdings muss man auch sagen, dass es Menschen gibt, die Tattoos haben, die man selber nicht einmal haben möchte, wenn man dafür bezahlt würde…

·         Wiedersehen: „Wer war nochmal die Frau, mit der wir dort gesprochen haben?“ Dieser Satz steht sinnbildlich für „das Gute im Schlechten“ von Alkohol. Das Schlechte: Besagte Person kann sich nicht mehr an diese Frau erinnern, die sie vor einigen Jahren an einem Fest kennengelernt hat – fast ein wenig bedenklich und peinlich. Das Gute: Die Frau erschien der Person damals als sehr attraktiv. Sie wiederzuerkennen hätte wohl alte Wunden aufgerissen, da sie jetzt definitiv weg vom Markt ist… 😉

·         Autos beladen: In Menznau wurde das erste Mal umgeladen und anstatt mit vier wurde mit zwei Autos weitergefahren. Das Geburtstagskind füllte sein Auto mit vier Schwingerinnen. Es stand nur zur Debatte, welche vorne sitzt: die Breiteste oder die, die sich am ehesten übergeben muss. „Chötzli“ war zuversichtlich und meinte, es ohne Zwischenfall zu überstehen. Zur Sicherheit bekam sie dann doch noch einen Plastiksack, dessen Volumen den Mageninhalt aller Mitfahrenden ohne Probleme gefasst hätte. Gebraucht wurde er nicht. Oder er war nicht da, als man ihn hätte brauchen können: Übergeben hat sich nämlich eine andere Schwingerin (beim Aufwärmen wurde die Buchshecke beim Parkplatz gedüngt, da der Sack im Auto war) und als Abfallsack war er auch nicht zur Stelle (musste ja im Auto bleiben, um am Abend wieder seinen Dienst zu leisten). Der nächste Halt und offizieller Treffpunkt war an der Bühler Tankstelle in Wolhusen. Nach längeren Diskussionen fanden dann alle einen Sitzplatz und es wurde festgelegt, wer noch einen Zwischenhalt in Schachen macht, um die restlichen Clubmitglieder aufzuladen. Einige waren dennoch während der Fahrt ganz zerstreut und fragten, ob wir denn nicht noch jemanden mitnehmen müssten (ja wie auch, in einem Auto mit fünf Plätzen, wovon jeder bereits belegt war)?

Und ein eher ernstes Wort zum Schluss: No bitchfights please! Gestern waren fast 100 SchwingerInnen am Start und es gab viele Entscheidungen zu bestaunen. Eigentlich verrückt, dass sich bei meinen Kollegen bei all der Fülle an Schwingsport genau ein Gang so richtig eingeprägt hat. Als „Bitchfight“ bezeichnet haben sie gesehen, was es bei den Männern sicher nicht zu sehen gibt: Da das Grifffassen schon nicht „normal“ verlief (beide standen so weit voneinander weg, dass sie kaum nach hinten greifen konnten) wurde nach dem „Gut“ an den Haaren und am Hemd gezogen und gebissen. Man darf Griffwechsel machen, ja, und man darf auch den Kopf einpacken oder wegdrücken. Aber man lässt nicht einfach einen Griff los, um danach daran zu zerren, was auch immer man in die Finger bekommt (Haare, Hemd). Es gibt definitiv kein Schwung, der so funktioniert und es wird auch kein Resultat geben. Wären es 14-jährige Teenies auf dem Nachhauseweg von der Schule, könnte man das Ganze ja noch halbwegs verstehen. Mit Schwingen hat das aber nichts zu tun. Das waren einfach fünf unnötige Minuten, die sich alle mitansehen mussten, die um diesen Platz herum sassen, und sich währenddessen fragten, wer wohl einen Sprung in der Schüssel hat und ob man dem nicht vorher ein Ende bereiten könnte. Wer öfters an Schwingfesten ist und weiss, wie es bei uns normalerweise zu- und hergeht, mag das fast ein wenig lustig und komisch gefunden haben: ein wenig Action anderer Art, gegenseitige Provokation, irgendwie eine amüsante Auflockerung im sonst bei den Aktiven eher ernsten Wettkampf. Da das Ganze von aussen teilweise aber auch noch mit „gut“ und „weiter so“ unterstützt wurde von Schwingerinnen (erwachsene Frauen!), die ein solches Verhalten als legitim erachten, ist für alle anderen Schwingerinnen peinlich-tragisch, da man die Situation sofort mit einem fremdschämenden „es sind dann nicht alle so…“ schönreden muss. Oh brother, where are we here…?! Das nächste Mal geht’s hoffentlich wieder normal…!