Es ist unglaublich, was für eine Dynamik entsteht, wenn man ein Schwingfest selber organisiert. Im Vorfeld war es den Schwingerinnen besonders wichtig zu wissen, wo sie am Samstag-Abend die Nacht verbringen werden. Die Übernachtung im Heu wurde 15 Gehminuten (20 Min nach dem Schwingfest) vom Festplatz entfernt organisiert. Das Wichtigste dabei war das „Zmorge danach“ – es wurde genau besprochen, wer was mitnimmt. Um welche Uhrzeit das Frühstück stattfindet, wurde aber erst frühmorgens festgelegt. Aber nun der Reihe nach…
Am Freitagmorgen fanden sich Helfer beider OK’s zum Aufstellen des Schwingplatzes in Schachen ein. Das Wetter war schon da sehr gut – das Beste für das bevorstehende Wochenende. Nach relativ kurzer Zeit war es dann auch schon Zeit für ein Znüni:
Damit wir ja nicht zu früh fertig sind, wurde eine Mittagspause eingeplant. Nach dem Mittag verlief das Aufstellen nicht immer ganz so koordiniert, weshalb sich einige begannen, um Ziegenbock Adolf zu kümmern: er wurde mehrmals gekämmt (oder gebürstet?!?), sodass er immer noch wahrnehmbar war, auch als er bereits sein Nachtlager bezogen hatte.
Auch am Samstag-Morgen nochmals das gleiche Prozedere. Nur musste er sich langsam daran gewöhnen, dass rechts von ihm eine Saanenziege stand und links von ihm ein Rind. Tiere waren sowieso Trumpf: Ein Hund schaffte es sogar auf das Foto des Kranzsponsors.
Im Verlaufe des Tages füllten sich die Zuschauerränge immer mehr. Über 1100 Besucherinnen und Besucher haben trotz Alpabfahrt in Schüpfheim den Weg nach Schachen gefunden. Sie sahen so viele Schwingerinnen auf einem Schwingplatz wie noch nie. Und sie sahen vor den Schlussgängen auch den letzten Gang von Brigitte Burri-Kunz. Ihre Nichten Manuela und Isabel haben ihr einen verzierten Pflock vorbereitet, an welchem sie die Schwinghosen an den Nagel hängen konnte. Ein bewegender Abschied einer grossen Schwingerin vor einer wunderbaren Kulisse, ehe es in den Schlussgängen zur Sache ging.
Mit zwei Festsiegen hatten die organisierenden Vereine richtig was zum Feiern.
Die Frauen und Mädchen des FSCS haben schon mehrmals bewiesen, dass sie auch beim Feiern ziemlich stark sind. Allerdings hinterliess das Ganze auch seine Spuren: Plötzlich musste um Mitternacht noch eine Jungschwingerin gesucht werden, die irgendwohin verduftete, wo sie nicht hätte sein sollen. Das hielt andere auf Trab, die sich eigentlich bereits auf das Bett im Heu gefreut hätten. Schlafen konnte anscheinend niemand so richtig – ausser der, der für seien Tiefschlaf mit einer „schönen“ Zeichnung im Gesicht „belohnt“ wurde. Ein ausgedehntes Frühstück sollte alle wieder wecken und fit für den bevorstehenden Tag machen. Nur ging dabei das Fleisch vergessen.
Beim Schachen-Schwinget der Männer waren dann nicht nur die Gänge interessant, sondern auch, wie sich die Schwingerinnen bei Kräften hielten, die als Täfelimeitschi oder im Service im Einsatz standen.
Obwohl Sonntag war, blieb die Bar am Abend länger offen als am Samstag. Das Wochenende wurde auch langsam für die routinierten OK-Mitglieder des SK Wolhusen streng, was sie gemäss Angaben derer, die sich vorgenommen haben, nüchtern zu bleiben, mit einigen Bierli uns Shots zu vertuschen versuchten. Am Montag-Morgen beim Aufräumen war Kaffee und etwas zu beissen wichtig, um die lichtempfindlichen Augen der Nachtschattengewächse wieder zu schärfen für die zu verrichtenden Arbeiten. Das Aufräumen ging dann auch ziemlich zügig voran, was bei einem schon die Befürchtung auslöste, dass es nicht genug lange dauert, dass ein Zobig gegessen werden muss. Wir wurden dann mehrmals ermahnt, nicht zu schnell zu arbeiten.
Oder: „Ech chome, ech chome grad“ (um mitanzupacken). Reaktion: „Du muesch ned cho, nume mache!“
Wir waren dann wirklich so schnell, dass die Znünipause mit Kuchen verlängert wurde („nume die Landjäger, das passt mer irgendwie ned…“) und es nur knapp 12:15 Uhr war, ehe wir vom Grill das nächste Stück Fleisch holen konnten. Am Nachmittag gingen uns dann langsam die Arbeiten aus, weshalb wir uns langsam auf den Heimweg machten.
Das Eidg. Frauenschwingfest 2017 gehört der Vergangenheit an, wie auch das Herbstschwinget Schachen. Allen Helferinnen und Helfern ein herzliches Dankeschön. Am Samstag alleine standen über 80 Personen für das Eidgenössische im Einsatz. Ohne diese Leute könnten wir nicht schwingen. Vielen Dank auch dem SK Wolhusen für das Vertrauen, dass das eine gute Sache geben könnte. Für uns hat’s gepasst!